2. Gespräch mit Schülern

Besuch von der IGD beim „Fichte“ am 22.07.2015

Stell dir vor deine Niere versagt urplötzlich. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder du gehst den Rest deines Lebens mehrere Tage die Woche zur Dialyse oder du bekommst eine Spenderniere. Dafür musst du dich aber zuerst auf eine Warteliste setzen lassen, um dann mehrere Jahre auf deine Spenderniere zu warten. Bekommst du dann endlich eine Niere gespendet, so freust du dich, aber würdest auch du deine Organe an jemanden spenden?

Zunächst - nicht jeder kann seine Organe spenden. Du musst bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Natürlich musst du, also deine Organe, gesund und du musst damit einverstanden sein, dass deine Organe entnommen und gespendet werden. Hierfür gibt es einen "Organspendeausweis", welchen du selbst ausfüllen kannst. Aber nur weil du tot bist, heißt das nicht, dass deine Organe gespendet werden können. Erst wenn der Hirntod eintritt und deine Organe trotzdem weiter arbeiten, beziehungsweise du durch Maschinen am Leben erhalten wirst, kommst du überhaupt als Organspender in Frage. Dieser Fall tritt aber in der Praxis nur sehr selten auf (weniger als 1 % der Menschen, die in einem Krankenhaus versterben).

Aber warum solltest du sowas überhaupt tun?

Um diese Frage zu beantworten, lud unsere Lehrerin, Frau Schaeffer, Herrn Gerich, den Vorstand der Dialyse Nordbaden, und Frau Gimberlein in den Bio-Unterricht unseres Profil-Kurses ein.

Beiden wurde eine Niere gespendet, deshalb konnten sie uns aus erster Hand berichten, wie wichtig und einschneidend eine solche Transplantation sein kann. Beide erklärten uns ihr Krankheitsbild, wie sie damit umgegangen sind und heute damit leben. Viele Dinge des täglichen Lebens sind für Dialysepatienten undenkbar: Sie dürfen nur einen halben Liter pro Tag trinken, Süßigkeiten und scharfe Speisen sind tabu, Sport zu treiben ist unmöglich und bei fortgesetzter Dialyse leidet das Konzentrationsvermögen und das Gedächtnis. Ein normales Leben ist nicht möglich, da man drei- bis viermal in der Woche für 4 - 5 Stunden in der Klinik an ein Dialyse-Gerät angeschlossen wird.

Besonders erstaunlich war für uns, dass die Lebensqualität durch das transplantierte Organ deutlich gestiegen ist. Beide, Frau Gimberlein und Herr Gerich, berichteten, dass der Tag ihrer Transplantation ihr Leben so beeinflusste, dass sie diesen heute als zweiten Geburtstag feiern. Ob der Körper des Empfängers das Organ dann auch wirklich annimmt, ist jedoch leider immer ungewiss. Frau Gimberlein erzählte, dass sie zweimal transplantiert wurde, da ihr Körper das erste Transplantat abstieß.

Wir konnten bei dem Besuch beider viele Fragen, vor allem bezüglich unserer Befürchtungen zu Risiken einer Organspende, stellen. Und uns wurde dabei klar, dass ohne die Organspende viele Menschen keine Chance auf ein unbeschwertes Leben oder überhaupt ein Leben hätten. Oftmals sieht man nur sich selbst und die Entscheidung, die man in Bezug auf eine Organspende treffen muss. Der Besuch von Frau Gimberlein und Herrn Gerich zeigte uns einmal die andere Seite und erweiterte unsere Perspektive: Hautnah berichtet zu bekommen, wie das Leben vor und nach einer Transplantation aussieht, lenkte den Blick auf den (möglichen) Empfänger eines Organs und die Verbesserung seiner Situation.

Schlussendlich muss natürlich jeder selbst entscheiden, ob er Organspender werden möchte. Nach diesem Gespräch sind wir uns aber sicher, dass sich jeder zumindest über diese Thema informieren und eine Entscheidung treffen sollte.

An dieser Stelle möchten wir uns nochmal herzlich bei Frau Gimberlein und Herrn Gerich für ihre Zeit und Offenheit bezüglich dieses Themas bedanken! Es war sehr informativ und gewährte uns sehr tiefe Einblicke rund um das Thema Organspende.

Felix Rasch und Lara Ohler, Fichte-Gymnasium